SVM3 ist das Trio der Pianistin Svetlana Marinchenko, beim DAZZ spielt sie mit Jonathan Boudevin am Schlagzeug und Natasha Zaychenko am Bass. Es erwartet uns eine Verschmelzung verschiedener musikalischer Strömungen, die sich unter dem Begriff „Zeitgenössischer Jazz“ zusammenfassen lässt: russische Dramatik, elektronische Effekte, Groove und rockige Energie mit einem Hauch von experimenteller Musik.
SVM3 ist ein kreatives, klangexperimentierfreudiges Trio, das musikalische Grenzen nicht nur überschreitet, sondern oft bewusst einreißt. Unter der künstlerischen Leitung von Svetlana Marinchenko entsteht ein Sound, der elektronische Dichte mit akustischer Intensität verbindet, zwischen zeitgenössischem Jazz, improvisierter Musik und rohem, energiegeladenem Ausdruck oszilliert.
Dabei scheut das Trio weder den Groove, noch melodische Klarheit, noch pop-affine Momente – doch es transformiert alles durch einen experimentellen Filter. Die Basis ist tief im Jazz verwurzelt, doch die Haltung ist frei, neugierig, ohne Dogma. Das gelingt nur dank des hohen musikalischen Niveaus und des feinen Gespürs aller Beteiligten. Svetlana Marinchenko und ihr Ensemble zeigen so, dass Innovation aus Mut, Gegenwart und musikalischer Tiefe entsteht – nicht aus Effekthascherei, sondern aus echtem klanglichen Willen.
Svetlana Marinchenko wurde im Jahr 1990 geboren und wuchs in Moskau auf. Mit 17 Jahren entdeckte sie den Jazz, als sie “A Love Supreme” von John Coltrane zum ersten Mal hörte. Nach drei Jahren musikalischer Erfahrung trat sie ihr Studium am Mussorgsky College of Music in Sankt Petersburg an. Dort studierte sie unter anderem mit dem international renommierten Pianisten Andrei Kondakov und bei Gästen wie Herbie Hancock. Zu dieser Zeit errang sie den dritten Preis beim internationalen Kompositionswettbewerb in Groningen.
Sie spielte auf einer Vielzahl von Festivals (Rajation Festival, Petrojazz) und trat in Clubs in ganz Russland auf. (Kozlov Club, Butman Club, JFC, Everjazz etc.). Mehrmals wurde die Pianistin ins russische Fernsehen eingeladen, als Teilnehmerin der ersten Russischen Jazz Show “Big Jazz” und in die Sendung “Beobachter” als Spezialistin des Jazz Rocks in einer Sendung über jenen.
Nach der Veröffentlichung ihres Debütalbums “Present Simple” (2015) in Moskau, führte sie ihr Weg zur Fortsetzung ihres Studiums nach München in das dortige Jazzinstitut der Hochschule für Musik und Theater. Nach einigen Teilnahmen an Endrunden von Wettbewerben gewann sie 2016 den ersten Preis der Steinway Competition und 2019 den ersten Preis des Kurt Maas Award.
Im Juli 2020 wurde sie vom BR in das Studio2 bei Beate Sampson eingeladen, ein Konzert zu spielen und ein Interview zu geben. Weiterhin nahm sie, durch Crowdfunding finanziert, ihr erstes Album in Deutschland „Letters to my Little Girl“ mit dem israelischen Schlagzeuger Ofri Nehemya und dem slowakischen Bassisten Peter Cudek auf. 2021 wird sie ein Teil des Gutenberg Jazz Collective.
Marinchenkos nächstes Album „Between the times“, aufgenommen mit den bewährten Niklas Lukassen am Bass und Tobias Backhaus am Schlagzeug, erschien 2023 beim Label Neuklang in Zusammenarbeit mit den Bauer Studios. Das Album erhielt positive Kritiken in Jazzthing, Jazzpodium, SZ.
„Vtorchermet“ ist das gerade neu erschienene Album von Svetlana Marinchenko. Auf diesem Album setzt die Musikerin ihre Bewegung fort: Hin zu einer Kombination aus elektronischen und akustischen Klängen, diesmal in Zusammenarbeit mit Jo Beatdenker, der für seinem unverwechselbaren Stil und innovativen Umgang mit Rhythmus und Klang bekannt ist.
Der Titel „Vtorchermet“, absichtlich auf Russisch gelassen, enthält einen ganzen Lebensabschnitt, der sich auch im Klang und Stimmung dieses Albums widerspiegelt. *Vtorchermet* bedeutet übersetzt „zweites Metall“, also wiederaufbereiteter Schrott. Doch wichtiger noch: so nannte man oft vergessene Industriegebiete in den ehemaligen Sowjetstaaten, wo vor allem nicht-konforme Jugendliche aller Richtungen zusammen kamen und dort ihre ersten Erfahrungen sammelten. Die ganze Verlassenheit und Ungewissheit dieser Orte und Menschen in den 90ern und frühen 2000ern erzeugte eine melancholische Stimmung, gemischt mit kühner Jugend und dem damit verbundenen Gefühl von Freiheit. So wirkt das Album selbst irgendwie melancholisch, obwohl es voller Energie, Drive und Ausdrucksfreiheit steckt.
In den Stücken spiegelt sich Lanas Vorliebe für rockige, produzierte Klänge wieder — diesmal deutlicher als in ihren früheren Alben. Es gibt einen stärkeren Abstand vom klassischen Trio-Jazz-Klang, doch gleichzeitig ist die improvisatorische Basis klar spürbar.
Das Trio trat bereits auf mehreren wichtigen deutschen Festivals (Xjazz, Berliner Jazzwoche, Hildener Jazz Tage) und im Ausland (Prager Jazzfestival, Sunside Piano Festival, Frankreich) sowie in führenden Clubs wie Unterfahrt, Zig-zag, Donau115, Loft, Schon Schön auf.
Jazzkritiker beschreiben die Musik der jungen Pianistin als “intensiven”, “kraftvollen”, “ehrlichen” und “emotionalen” Ausdruck ihrer Selbst, wobei in ihrem Jazz Einflüsse von russischer Klassik und Hiphop deutlich vernehmbar sind. Mit beeindruckender Klaviertechnik und durchdachten Kompositionen, teils virtuos, teils melodiös, gelingt es Marinchenko, ihre Zuhörer tief zu berühren und ihre Geschichte eindrucksvoll wiederzugeben.
https://www.svetlanamarinchenko.com/about
https://de.wikipedia.org/wiki/Svetlana_Marinchenko
dazz – Eintritt 18€, ermäßigt 12€ – reservierung@agora-da.de – Do. 15. Januar 2026 – 20:00 – Agora-Kultur am Ostbahnhof in Darmstadt – Tickets im Restaurant Butter & Blume, im DA-Shop im Luisencenter und über ztix